# How to VFU? > [!tip] Referenz > Report einer partizipativen und spekulativen Methodenwerkstatt zur Gestalt und Gestaltung einer Virtuellen Forschungsumgebung in den Geisteswissenschaften am 2023-04-20 und 2023-04-26 Die erste Methodenwerkstatt der Teilprojektvariante [[Infrastruktur werden|INF]] im Jahr 2023 bildet den Auftakt für die gemeinsame Gestaltung der [[VVVFU|VVVFU]]. Der Titel *How to VFU?* verweist darauf, dass Form und Funktionen der VFU nicht feststehen und von INF verordnet werden können, sondern in einem kollektiven Prozess erarbeitet werden müssen. Die Veranstaltung findet an zwei Tagen statt und ist gegliedert in drei Blöcke. Der erste Teil ist der Frage gewidmet, wie die Teilnehmenden ihre alltägliche Arbeit gestalten. Im zweiten Teil geht es um die Frage, mit welchen Hilfsmitteln die Arbeit am SFB verbessert werden kann. Im dritten Teil steht die Arbeit am Prototyp einer möglichen Startseite der VFU im Mittelpunkt. ## Alltagspraktiken 📝 Im ersten Teil der Methodenwerkstatt geht es um die Sammlung, Systematisierung und Differenzierung von Alltagspraktiken – also um die Frage, was die Teilnehmenden und Mitglieder des SFB auf welche Weise in ihrer alltäglichen Arbeit erledigen. Ziel ist es hier, unterschiedliche Arbeitsweisen und Forschungspraktiken zu sammeln – sowohl als Datengrundlage für die Forschung von INF, als auch um sich in der Gruppe klarzumachen, wie Dinge am SFB erledigt werden. ![[blog/Assets/praktiken_small.jpeg]] ### Sammeln und Sortieren In einem ersten Schritt sammeln die Teilnehmenden im Plenum alltägliche Tätigkeiten – vom Lesen, zum Schreiben bis zum Kaffeekochen –, um diese gemeinsam in ein grobes Spektrum einzuordnen: Praktiken der Rezeption (wie Recherchieren, Lesen, Datenauswerten), Praktiken der Produktion (Output, Schreiben, Seminarvorbereitung) und Praktiken des Müßiggangs (Pausen, Essen, Rauchen, Spazierengehen). Ein erstes Ergebnis dieser Übung ist die Ergänzung des Kategorien-Spektrums durch die Teilnehmenden um den Bereich der Koordination (Planung, Kommunikation). Am Ende befinden sich verhältnismäßig viele Praktiken des Müßiggangs und der Koordination an der Wand. Die Gruppe zeigt Sensibilität für die kleinen, teils lustigen Praktiken des Arbeitsalltags. Zum einen gibt es also Bedarf, über Tätigkeiten zu sprechen, die nicht dem klassischen Bild forschender Arbeit entsprechen. Zum anderen sind verweisen Witzigkeit und Humor auch auf eine Scham, die mit solchen Tätigkeiten verbunden ist. ### Explizieren und Ausdifferenzieren In einem zweiten Schritt finden sich die Teilnehmenden in kleinere Gruppen zusammen, um bestimmte Praktiken im Detail zu besprechen. Durch eine möglichst kleinteilige Analyse und Auflösung alltäglicher Praktiken soll transparent werden, welche Praktiken notwendig sind, um bestimmte Dinge zu erledigen. Die Übung der Aufschlüsselung von Praktiken ergibt ein gemischtes Bild, das nicht zuletzt zu Korrekturen beim methodischen Vorgehen anregt. Zum einen ist einigen Teilnehmenden der Nutzen der Übung nicht ersichtlich. „Was bringt mir das, wenn ich das Schreiben einer E-Mail in viele kleine Schritte zerteile?“, fragt eine der teilnehmenden Personen. Zum anderen wird in der nachträglichen Reflexion deutlich, dass einige der narrativen Aufschlüsselungen zwar die Tiefe und Vielfältigkeit der besprochenen Praktiken dokumentieren, aber kaum Problemstellen enthalten und die Praktiken als Erfolgsgeschichten erzählen – demgegenüber wären aber gerade Brüche relevante Ansatzpunkte für mögliche Hilfestellungen durch eine VFU. Es kommen aber auch informative Brüche in Alltagspraktiken ans Licht. So berichtet eine teilnehmende Person von einem Ordner ihres Computers, der als generischer Sammelort für zugesandte Literatur-Dateien dient, die allerdings nur selten noch einmal geöffnet werden. Zwischenlösungen wie diese können und sollen nicht ganz vermieden werden, können aber auch auf einen Bedarf an Prozessen des Daten- und Wissens-Managements verweisen. ## Spekulative Devices 🤖 ![[blog/Assets/devices-vorstellung-small.jpeg]] Im zweiten Teil der Methodenwerkstatt soll die Frage adressiert werden, was sich die Teilnehmenden für ihre Arbeit wünschen, um alltägliche Probleme zu lösen. Nachdem im Plenum Hindernisse und Unannehmlichkeiten in der alltäglichen Arbeit eingesammelt werden, soll in kleineren Gruppen im Sinne des Spekulatives Design fiktive Lösungen erdacht werden. Dabei zeigen sich drei zentrale Bereiche: - **Kommunikation**: Hier geht es um die Vervielfachung von Kommunikationsmöglichkeiten, die erlernt, eingerichtet, ausgewählt und im Blick behalten werden müssen - **Daten**: Die Frage ist, wie Forschungsdaten, Materialien und Literatur sinnvoll geordnet und strukturiert werden können, um sie einer Weiterverarbeitung und Analyse zugänglich zu machen. - **Zeit**: Zeitmangel hat viele Ursachen, kann aber im Rahmen der VFU durch Hilfestellungen und Werkzeuge der Projekt- und Terminplanung adressiert werden. Sieht man sich an, auf welche Weise Probleme im Rahmen der spekulativen Devices angegangen werden sollen, lassen sich gewisse Motive erkennen. Stark ist der Wunsch nach einer Forme der *Automatisierung*, die möglichst *geschmeidig*, aber zugleich *intelligent* ungewollte Aufgaben übernimmt. Damit verbunden sind aber nicht nur *technische* Vorstellungen, sondern auch solche der *Ökologie*, in denen Probleme in Kreisläufen aufgehoben sind. Während die Hoffnung auf autonome Intelligenz gewagt ist, könnte eine alternative Reaktion auf diese Bedarfe sein, bei der Gestaltung der VFU die persönliche *Anpassbarkeit* zu priorisieren. ## Prototyping einer Startseite 📑 ![[blog/Assets/prototyp-startseite.jpeg]] Im dritten und letzten Teil der Methodenwerkstatt sollen – zum Zweck der Konkretisierung und Materialisierung des Erarbeiteten – Prototypen einer möglichen Startseite der VFU erarbeitet werden. Es geht um die gemeinsame Suche nach Anwendungen, die den Teilnehmenden so wichtig sind, dass sie ihnen einen Platz auf der Startseite der VFU zuweisen. In diesem Teil taucht das Motiv der *Anpassbarkeit* wiederholt explizit auf: Die Startseite soll nicht nur in unterschiedlichen Sprachen zur Verfügung stehen, sondern sich auch an situative Bedarfe anpassen; etwa eine informative Rezeption der Aktivitäten am SFB einerseits oder der Start eines produktionsorientierten gemeinsamen Projekts andererseits. Neben diesem Motiv hat die Arbeit auch eine Sammlung mehr oder weniger konkreter Anwendungen ergeben: - **Aktuelles** - Einblick in den SFB-Kalender - SFB-Blog - Status und Moods - **Daten und Literatur** - Neue Literatur aus dem SFB - Kommentierte Literatur aus den Disziplinen - Grundbegriffe-Datenbank - Zugang zum Forschungsdaten-Management - **Orga** - Raum-Management - Dokumenten-Schrank - Toolbox (Soft- und Hardware) - **Kollaboration** - Kollaboratives Schreiben - Koordination und Abstimmung 💁